Birnen

saftige Köstlichkeiten

 

 

Pyrus communis

 

 

Die wilden Vorfahren der Birne stammen aus dem Kaukasus. Die Birne kam im Zuge der Völkerwanderung nach der Eiszeit über den Balkan und Italien nach Westeuropa. Die Kultursorten brachten die Römer dann nach Deutschland. Klöster und auch der Adel griffen die Zucht weiter auf. Mitte des 18. Jahrhunderts begann die Entstehung der Sortenvielfalt in Frankreich und Belgien. Durch gezielte Selektion entstanden Sortengruppen wie Tafel-, Wirtschafts- und Mostbirnen. Letztere gingen vornehmlich aus Sämlingen von Tresterabfällen hervor. Der Anbau fand zunehmendes Interesse und hält auch heute an. Ständig werden noch neue Sorten gezüchtet, die jedoch leider häufig die positiven Eigenschaften der alten Sorten verloren haben.  Wir wollen sie daher er-halten.

 

Wissenswertes über Birnen

 

Der Beginn der Entwicklung der Birne ist wohl ähnlich verlaufen wie auch beim Apfel. Zahlreiche Wildarten haben zur Grundlage unserer heutigen Kultursorten beigetragen. Die Sorte „Pyrus communis“ entstand aus der verbreiteten Wildbirne „Pyrus pyraster“, der heute noch bekannten Holzbirne. Durch Aussaaten bestimmter Sorten wurden zahlreiche Arten von Tafelbirnen ausgelesen, die sich durch ein besonders schmelzendes Fruchtfleisch auszeichneten. Die Geschichte der Birnenzüchtung weist immer wieder herbe Rückschläge auf. So hatte der belgische Züchter van Mons 250.000 Francs in sein Projekt investiert. Er hatte etwa 400 Sorten entwickelt, als ihn ein geplantes Straßenbau Projekt zum Umzug zwang. Nur wenige der über 50.000 Sämlinge überlebten. Besonders tragisch: die Straße wurde erst 20 Jahre später gebaut. Im Jahre 1830 wurde sein neuer Anzuchtgarten von Soldaten der fran-zösischen Armee verwüstet. Viele Obstzüchter erlangten, wie auch viele Künstler, den gebührenden Ruhm für ihre Arbeiten erst nach ihrem Tode. Die Birnensorten der alten Züchter entstanden durch Aussaaten von sogenannten Zufallssämlingen. Erst ab der Zeit von 1900 begann eine systematische Obstzüchtung. Diese war im Gegensatz zum Apfel allerdings deutlich weniger intensiv.

 

Man unterscheidet drei große Gruppen:

 

Wirtschaftsbirnen (W)

Diese Gruppe der Birnen zeichnet sich dadurch aus, dass die Früchte überwiegend zur Verarbeitung für Kompott und Trockenfrüchte verwendet werden. Für den Rohverzehr eigen sich jedoch am besten

 

Tafelbirnen (T).

Das besondere an dieser Gattung ist das oben bereits angeführte schmelzende, saftige und sortentypische Frucht-fleisch. Das herausragende Genusserlebnis liegt im Frisch-verzehr. Die Lagerfähigkeit ist bei einigen Sorten leider oft relativ kurz. Andere dagegen lassen sich unter optimalen Lagerverhältnissen durchaus bis ins Frühjahr einlagern.

 

Mostbirnen (M)

 

Hier steckt der sortentypische Verarbeitungsschwerpunkt bereits im Sortennamen. Im Rohverzehr sind die Früchte häufig kaum genießbar, dafür ergeben sie durch ihren hohen Saftgehalt eine hohe Ausbeute zur Herstellung von Most und auch selten prickelndem Schaumwein. Sie bilden häufig die Grundlage für hervorragende Edelbrände.

Verzeichnis der Birnensorten „auf der Edt“

 

Alexander Lukas (T)

PR: E 9; GR 11-12, seit 1870 groß, gelb, saftig. Frosthart.

 

Bunte Julibirne (T)

GR: M 7-A 8, ab 1857 im Handel Frankreich, zimtartig und süß, mäßig saftig

 

Clapps Liebling (T auch zum Einkochen)

PR: A 8, GR: 8 Tage später, vor 1860, halbschmelzend, feinsäuerlich, saftreich

 

Conference (T und Dörren)

PR:   M9-A10 seit 1894, sehr saftig, schmelzend, süß und leicht würzig

 

Gräfin von Paris (T und Kompottbirne)

PR: E 10 GR: 11 - 1, um 1882, groß bis 230 g, saftig schmelzend mit leicht gewürzter Säure

 

Gute Luise (T und Einkochen)

GR: 10, um 1778, saftreich, schmelzend, süß

 

Köstliche von Charneux (T)

GR: M 10-A 11, um 1800, kräftig süß, sehr saftig, schmelzend und aromatisch

 

Madame Verté (T)

GR: 12-A 2, um 1810, schmelzend, weinsäuerlich würzig, aromatisch

 

Nordhäuser Winterforelle (T auch Einkochen)

PR: A 10 GR: 1 - 3, um 1864, saftig und schmelzend

 

Petersbirne (T)

GR: 7, um 1750, saftig süß, zimtartig gewürzt, Massen-träger

 

Stuttgarter Geißhirtle (W)

PR: M 8 - A 9, um 1779, sehr saftig, weinsäuerliche Würze, sehr reichtragend

 

 

 

 

 

 

  

Kuhfuß , Sommerkatzenkopf (W)

GR: 9 - 10, vor 1800, kugelige Birne zum Kochen und Backen

 

Mollebusch (M)

GR: 9 - 11, um 1628, hochkugelig, süß und sehr saftreich

 

Van Marums Flaschenbirne (T)

GR: 10, um 1823, sehr groß, flaschenförmig, süß (Schaufrucht)

 

Schweizer Wasserbirne (M)

GR: E 9-A 10, um 1680, erfrischend saftig, süßherb bis wässrig, wenig Gerbstoff daher gut zum Frischverzehr

 

Pfundbirne (W)

GR: M-E 10, um 1598 beschrieben, sehr saftig und süß, weinsäuerlich, kaum herb

 

Großer Französischer Katzenkopf (W)

PR: ab E 10, GR: ab 12 und haltbar bis Frühsommer, sehr groß bis 300 g, festes Fleisch, süß und leicht herb, nur ge-kocht rot färbend und wohlschmeckend

 

Gute Graue (T und Einkochen/Dörren)

PR: A 9 GR:M 9-E 9, vor 1675, süß, saftig und schmelzend, leicht weinsäuerlich mit Würze und Aroma, wird schnell teigig

 

Wolfsbirne (M)

PR: M 10 - E 10, gut haltbar, um 1823, grobkörnig, sehr viel Gerbstoff, hoher Zuckergehalt, vollreif feinwürzig, wird empfohlen als Zugabe zur Klärung und Haltbarmachung von Apfelmost

 

  

 

 

Stand August 2020

 

 

 

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